Aufkommende Technologien und die Zukunft der Arbeit in Europa
Neue technologische Lösungen wie Künstliche Intelligenz (KI), das Internet der Dinge (IoT), Blockchain, Big Data, Robotik sowie Augmented/Virtual Reality (AR/VR) schaffen Wachstums- und Entwicklungsmöglichkeiten und bringen tiefgreifende Veränderungen in verschiedenen Branchen mit sich. Deshalb müssen wir uns schnell anpassen, um wettbewerbsfähig in einem sich rasant wandelnden Umfeld zu bleiben.
Die Zukunft ist digital
Dank Technologie entwickeln sich alle Sektoren – von Gesundheit über Finanzen bis hin zu Fertigung und Energie – in rasantem Tempo weiter. Im Gesundheitswesen können fortschrittliche Technologien die Patientenergebnisse verbessern und qualitativ hochwertigere Versorgung ermöglichen. Auch die Finanzbranche profitiert von innovativen Technologien, die Verbraucherinnen und Verbrauchern sowie Unternehmen besseren Zugang zu Dienstleistungen, eine größere Auswahl und effizientere Abläufe bieten. Im Bereich erneuerbare Energien sorgen neue Technologien zudem dafür, dass saubere Energiequellen zugänglicher, effizienter und kostengünstiger werden.
Technologien verändern aber nicht nur die Art, wie wir arbeiten, sondern auch die Arten von Arbeitsplätzen, die es gibt. Sie ermöglichen neue Dienstleistungen, machen Prozesse effizienter und schaffen neue Geschäftsmöglichkeiten. Gleichzeitig stellen ihre Komplexität und Neuartigkeit die Arbeitskräfte vor Herausforderungen. Obwohl diese Technologien nicht direkt zu Arbeitslosigkeit führen, unterstreichen sie die dringende Notwendigkeit, die Qualifikationen von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern anzupassen, damit sie die durch den digitalen Fortschritt verursachten Veränderungen ihrer Arbeitsrollen bewältigen können.
Digitale Fähigkeiten? Es braucht fortgeschrittene digitale Kompetenzen
Während diese Art Technologien die Arbeitswelt verändern, wandeln sich auch die geforderten Fähigkeiten, um auf dem Arbeitsmarkt erfolgreich zu sein. Im Jahr 2021 nutzten etwa 86,3 Prozent der Beschäftigten in der EU digitale Geräte (wie Computer, Tablets oder Smartphones) für ihre Arbeit (laut CEDEFOP – Dem Europäischen Zentrum für die Förderung der Berufsbildung). Grundlegende digitale Fähigkeiten sind zweifellos eine Voraussetzung für die Teilhabe am Arbeitsmarkt und in der Gesellschaft. Doch durch neue Technologien steigt auch die Nachfrage nach einer neuen Generation fortgeschrittener digitaler Kompetenzen. Bis 2035 wird erwartet, dass rund 15 Prozent aller Arbeitsplätze in den 27 EU-Ländern in High-Tech-Sektoren angesiedelt sein werden (CEDEFOP). Der Bedarf an Arbeitskräften, die diese Technologien verstehen, bedienen und weiterentwickeln können, ist so hoch wie nie zuvor.
Trotz dieser starken Nachfrage gibt es in Europa eine Lücke bei digitalen Kompetenzen. Derzeit verfügen nur 28 Prozent der Menschen über mehr als grundlegende digitale Fähigkeiten, und lediglich 9,8 Millionen Menschen arbeiten als IT-Fachkräfte (DESI 2024). Diese Lücke zeigt die dringende Notwendigkeit von Weiterbildungs- und Umschulungsinitiativen, um Arbeitskräfte auf die Herausforderungen und Chancen durch neue Technologien vorzubereiten. Eine digital kompetente Belegschaft ist entscheidend, um Innovationen voranzutreiben und wettbewerbsfähig zu bleiben.
Europäische Unternehmen stehen bereits unter Druck: 2022 berichteten mehr als 60 Prozent der EU-Unternehmen, die IT-Fachkräfte rekrutierten, über Schwierigkeiten bei der Suche nach geeignetem Personal (Bericht „State of the Digital Decade 2023“). Doch nicht nur in der IT gibt es Lücken: Auch in traditionellen Berufen wie der Medizin, wo fortschrittliche Technologien für präzisere Diagnosen benötigt werden, oder in Bereichen der grünen Transformation besteht ein Mangel an spezialisierten Fachkräften. Mit 70 Prozent der EU-Unternehmen, die fehlende digitale Fähigkeiten als Investitionshindernis nennen, wird deutlich, dass die Überwindung dieser Lücke zentral für Wettbewerbsfähigkeit, Beschäftigungsfähigkeit und digitale Integration ist.
Eine hochqualifizierte, digital versierte Arbeitskraft
Das digitale Zeitalter verändert Arbeitsmärkte und Qualifikationsanforderungen grundlegend: Die Zukunft der Arbeit ist unbestreitbar digital. Während Technologien den Bedarf an bestimmten Arbeitsrollen reduzieren, schaffen sie zugleich neue Möglichkeiten. Mit ihrem Fortschreiten entstehen neue Berufe und Branchen, die die Arbeitswelt neu definieren. Neue Arbeitsmodelle zeichnen sich durch mehr Flexibilität, Dezentralisierung und einen Fokus auf wissensbasierte Tätigkeiten aus. Diese Veränderungen erfordern eine starke Reaktion von Akteurinnen und Akteuren, um den Fachkräftemangel zu mindern.
Großflächige Investitionen in digitale Weiterbildung sind in allen europäischen Ländern notwendig, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Umschulungs- und Weiterbildungsinitiativen müssen Priorität haben, damit niemand in dieser digitalen Revolution zurückgelassen wird.
Auf europäischer Ebene hat das Programm „Digital Europe“ (DEP) über 294 Millionen Euro in Maßnahmen zur Förderung digitaler Fähigkeiten investiert. Diese Initiativen umfassen Trainings in Bereichen wie Künstliche Intelligenz, Datenwissenschaft, Cloud Computing und Cybersicherheit. Das Programm unterstützt zudem Maßnahmen, um junge Talente für die IT-Branche zu gewinnen, ein starkes EdTech-Ökosystem aufzubauen und den sicheren Datenaustausch über den Gemeinsamen Europäischen Datenraum für Kompetenzen zu erleichtern.
Ob Sie Ihre Karriere starten oder einen Berufswechsel in Betracht ziehen – die richtigen digitalen Fähigkeiten sind der Schlüssel, um Europas Zukunft erfolgreich zu gestalten. Jetzt ist der Moment, aktiv zu werden und sich mit den nötigen Fähigkeiten und Werkzeugen für eine sich ständig wandelnde digitale Welt auszustatten.
Dieser Beitrag beruht auf einem Artikel von Ginevra Santini, der auf der Europäischen Plattform für Digitale Skills und Jobs am 15. Jänner 2025 erstveröffentlicht wurde.